Wie zwölfzig Atomkernmühlen: Die ganze Kraft des deutschen Windes

Der deutsche Windradboom lässt das gefährliche Atomzeitalter langsam vergessen.


Hört auf die Wissenschaft, haben sie gesagt. Vertraut euren Führern durch die Dunkelheit der Corona-Depression, durch Energienot und Kriegshader, denn sie werden Euch mit sicherer Hand in das Land des Wohlstands ohne Wohlstandsbäuchlein führen, ins zuckerfreie, kalorienreduzierte Genießen ohne CO2, wo jeder nicht nur seine eigenen Pullover macht, sondern auch seinen eigenen Strom, der frisch und regional von der kurzen Leine genossen wird. Wie zehnzig Atomfabriken: So viel Kraft hat der Wind!

Das Windrad um die Ecke, es wird werden wie einst "ihr Kaufmann" und "ihr Arzt oder Apotheker", ein einzigartiges Markenzeichen deutscher Lebensart, das der Welt signalisiert: Hier hat jeder einen eigenen Kaufmann, einen einen Arzt und einen eigenen Apotheker, nur für sich. Solar auf dem Dach und Wind an Land kommen noch dazu - das deutsche Energiewendekonzept, das derzeit schon Millionen über die offenen Grenzen Richtung Norden streben lässt, die sich aktiv beteiligen wollen am zweiten Wirtschaftswunder, es strahlt umso heller, je finsterer die Angriffe der letzten fossilen Generation auf die Avantgardisten des Ausstiegs werden.

Staub von tausend Jahren Fossilität

Wer eilig marschiert, der kann beim Marsch durch die Institutionen auch mal stolpern. Wer versucht, den Staub von tausend Jahren Fossilität mit einem Staubsauger wegzublasen, der die Stromsparvorgaben der EU erfüllt, kann nicht davon ausgehen, schnell fertig zu werden. Robert Habeck, der Stürmer in der Regierungsmannschaft des mumienhaften Olaf Scholz, hat deshalb den Glauben an den Erfolg seiner eigenen Mission von Anfang  an durch die Hoffnung ersetzt, dass es schon irgendwie klappen möge, wenn es erst nicht mehr anders geht. Sollte erst Erdgas die Kohle ersetzen, aber auch das Atom und das Öl, sind nun Wind und Sonne die beiden einzigen Verbündeten im Klimakampf gegen alles.

Nur schneller muss es gehen, viel schneller. Es braucht mehr Flächen, schnellere Genehmigungsverfahren, einfachere Transportvorschriften und eine Entfesselung der staatlichen Planungskünste. Im Augenblick wird der Markt beherrscht von Spekulanten, die mit Zukunftswerten handeln: Unterschriften von Flächenbesitzern in Windvorrangebieten sind Gold, das wie Optionsscheine gehandelt wird, niemand muss mehr wirklich bauen, um zu verdienen. Es reicht, mit Baumöglichkeiten zu dealen. 

Robert Habeck weiß das. Seine neue Strategie ist es deshalb, die Spekulanten in einem Überangebot an Ausbauflächen zu ertränken. Der große "Windenergie-an-Land"-Plan, vorgestellt bei einem "Windgipfel" voll heißer Luft, soll einer "Vervierfachung des derzeitigen Zubaus" (Habeck) den Weg ebnen, das dann einfach nur noch schnell verdoppelt werden muss, ehe noch ein weiteres Zubaufünftel oben draufgepackt wird, um das Ziel von neugebauten Windrädern mit zehn Gigawatt Leistung im Jahr zu erreichen.

Der Erfolg ist unausweichlich

Der Erfolg, das hat die "Tagesschau" inzwischen bestätigt, ist unausweichlich. Bereits in diesem Jahr hält Habeck es für "möglich" auf vier Gigawatt zu kommen. Und die, haben die Windexperten der amtlichsten deutschen Nachrichtensendung errechnet, "stehen in etwa für die Kapazität von vier großen Atomkraftwerken."  Drei wurden eben abgeschaltet, vier kommen nun schon wieder dazu. Die Botschaft ist klar: Angst vor Energieengpässen muss sich niemand machen. Mit "Wind an Land sind in den ersten vier Monaten 2023 bereits knapp 900 Megawatt neu hinzugekommen", rechnet die "Tagesschau"-Redaktion vor. Und wenn nun noch "auch die restlichen Hürden und Hemmnisse" abgebaut werden, sagt der Klimawirtschaftsminister, dann sind die Klimaziele greifbar.

Welche "Hemmnisse" bereits abgebaut wurden, hat Robert Habeck nicht erwähnt, dafür aber erwähnt die "Tagesschau" nicht, dass Stromerzeugungskapazität eines Kernkraftwerkes übers Jahr gerechnet zu etwa 88 Prozent genutzt wird, die einer Windanlage allerdings nur 30 bis 55 Prozent. Windturbinen mit "vier Gigawatt Erzeugungskapazität" (Tagesschau) reichen also nicht annähernd, um Kernkraftwerke mit einer gleich hohen Erzeugungskapazität zu ersetzen. Vielmehr bräuchte es dazu doppelt bis dreimal so viele Anlange. Und, das ist besonders ärgerlich: Wind.

So viele gefühlte Kilowatt

Denn selbst wenn die "Akzeptanz der Bevölkerung zunimmt" (Tagesschau), der Ausbau "forciert" (Habeck) wird, mehr Flächen bereitstehen, Fachkräfte, die derzeit offenbar eher zufällig in die Branche hineinrutschen, dann auch "gezielter angeworben" (Tagesschau) und "Windanlagen schneller transportiert werden", um nach "vereinfachten und beschleunigten Genehmigungsverfahren" blitzschnell aus dem Boden zu wachsen werden, erzeugen drei uralte Holzwindmühlen ohne Wind genau so viel Strom wie die derzeit betriebenen 21.000 Windgeneratoren. Und wüchse diese Zahl auch auf 100.000 und hätten die auch die "Erzeugungskapazität" von zehn Millionen Kernkraftwerken, es wäre keine Kilowattstunde mehr.




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Hoffentlich kann dieser Irre noch rechtzeitig gestoppt werden.

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