Dienstag – Klatsch & Tratsch mit integriertem Kopfschütteln -

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etwas für den Teller und ein leicht verdauliches Dessert für den Plattenteller


Da bleibt der Mund sperrangelweit offen und kein Auge trocken!

Heute, auf der Suche nach Klatsch & Tratsch, wühle ich nicht in fremden Gefilden, sondern verharre ganz nahe bei der eigenen Familie. Ins Zentrum des Geschehens drängen sich dabei unsere langjährige Freundin, mitsamt leiblicher Tochter, deren Taufpate ich zudem bin.
Um dem ganzen Tratsch auch eine nachvollziehbare Grundlage zu beschaffen, blicke ich zurück auf den 23. Juni 2016, als die Briten die Wahl hatten, den Ärmelkanal barrierefrei zu belassen oder doch lieber erneut ihr eigenes Süppchen zu kochen. Selbst bis in den Londoner Vorort Epsom hatte sich dieser Termin herumgesprochen, wo die beiden anfänglich erwähnten Damen eine Doppelhaushälfte ihr Eigen nennen konnten. Den Gang zur Abstimmung hielten die Schlafmützen für überflüssig, da sie ja sowieso bereits lange vorher wussten, dass alles beim Alten bleiben wird. Wie das neue Alte dann aussehen wird, erfuhren sie dann wenig später vom Häuptling der Stimmenzähler.

Ab dem Augenblick war eine leichte, aber mit der Zeit immer heftiger werdende Hektik angesagt, da die Tochter für ein Unternehmen tätig war, dessen Stammsitz jenseits der Brexit-Grenze liegt. Shit happens! - Wie der kroatische Bauer fälschlicherweise zu sagen pflegt, wenn ihm die Kuh vor dem Melken in den Gummistiefel gepinkelt hat.
Doch ließ die rettende Idee nicht lange auf sich warten. Dieser Geistesblitz wurde von der Mama entbunden und entwickelte sich rasant und blütenreich: Wir verkaufen hier alles und ziehen zu euch nach Kroatien.
Meine erste Reaktion: nichts dagegen, aber bitte nicht als Dauerlösung, da mir beide Damen mit ihrer unheilbaren Apple-glotz-und-such-Infektion höchstgradig auf den Geist gehen. Die Entwarnung folgte jedoch auf dem Fuß: Wir kaufen was am Meer. Die Schweißperlen auf meiner Stirn trockneten ab und wurden durch ein riesiges Fragezeichen ersetzt, das die nächste skurrile Ankündigung zum Leben erweckte: Wir kommen für 14 Tage runter und dann suchen wir uns etwas Passendes.
Wer an der dalmatinischen Küste ein Haus erwerben möchte, das auch nur annähernd den Anschein erweckt, sofort bewohnbar zu sein, dessen gefülltes Bankkonto sollte das übliche Maß weit, weit überschreiten. Abgesehen davon, ereignen sich Immobilienwunder nicht im 14-Tage-Rhythmus. Um das träge Immobilien-Wunderleben doch zu überlisten, hatte man folgendes ausgeheckt: Ihr begleitet uns. Dann wird es schon klappen. Die Schweißperlen kehrten zurück. Doch ebenso rasch erfolgte meine Absage an dieses Vorhaben. Mir war klar, dass diese Expedition in dem Sand enden wird, der an der kroatischen Adriaküste außergewöhnlich selten anzutreffen ist. Ich, augenblicklich aus dem Spiel – aber meine Frau, volle Kanne mittendrin und dabei. Sie verfügt sowieso über die weitaus besseren Nerven.
Aus dem so detailliert durchgeplanten Vorhaben wurde selbstverständlich nichts. Man fand jedoch zumindest eine Bleibe, in Form einer Mietwohnung in Zadar. Immerhin! Denn sonst wäre ruckzuck unsre Bude auch wieder im Gespräch gewesen und damit der geballte Apple-Dauer-Alarm!

Knapp ein Jahr später füllte ein britischer Spediteur zwei seiner Container mit Möbel und sonstigen Utensilien aus einem Haus aus dem Londoner Vorort Epsom. Allerdings nicht zur Verschiffung, sondern als zeitlich begrenztes Zwischenlager – ähnlich dem in Gorleben, würde ich sagen, denn niemand kann momentan den Zeitpunkt einer Umlagerung bestimmen. Den Spediteur wird es eh nicht jucken!
Mit einem, bis unters Dach vollgestopften, rechts gesteuerten Renault Espace startete wenige Tage später das Abenteuer Neue Heimat Kroatien. Die erste Anlaufstation – ihr könnt es euch bereits denken. Die Hälfte dessen, was der Espace über die Alpen schleppen musste, fand eine neue Bleibe unter unserem Dach. Der ganze Rest und die beiden Tagträumerinnen setzten Tage später die Reise in Richtung Zadar fort, wo ein Vermieter wartete, der noch keine Ahnung davon haben konnte, dass er das ganz große Los gezogen hatte.
Inzwischen sind fünf Jahre vergangen, der glückselige Vermieter legt weiter monatlich Nebenkostenabrechnungen vor, die meine pazifistische Haltung längst geschreddert hätten und die komplett Planlosen überraschen uns ganz nebenbei mit der Botschaft: Wir haben uns ein Stück Land gekauft. Wo? Im Hinterland von Šibenik. Okay, und wie groß? Zwei Hektar.
Diese zwei Hektar unfruchtbare Steinlandschaft im dalmatinischen Hinterland untermauerten meine Befürchtung, dass unsere Freundin und mein Patenkind sich dem Orden des laufenden Schwachsinns angeschlossen haben müssen. Die endgültige Bestätigung dessen folgte dann vor wenigen Tagen während eines gemeinsamen Mittagessens auf unserer Terrasse.
Morgen fahren wir weiter nach Zagorje, um das Tor für unser Grundstück abzuholen.
Die Frage, die mich beinahe von der massiven Holzbank zu fegen drohte: Was muss das für ein Tor sein, um dafür über 700 km abzuspulen? Bei uns kannst du so etwas nicht in Auftrag geben. Wenn die sehen, dass wir aus England sind, wird es gleich doppelt teuer.
Meiner Meinung nach kann man sich das Leben auch selbst zum Albtraum machen. Die zwei vom Wahnsinn Auserkorene schaffen diesen Akt mit Leichtigkeit. Meine Meinung ist in dieser Angelegenheit schon längst nicht mehr gefragt, da ich ja sowieso nie gut finde, was sie in der Planung haben. Da möchte ich dann auch nicht widersprechen.
Gestern erreichte uns das erste Foto vom ultima-dekorativen Eingangstor, einbetoniert in steinigem Boden, auf dem, außer Wildwuchs, nichts vegetiert. Wo es weder Wasser- noch Stromanschluss, noch eine Baugenehmigung gibt, die aber möglicherweise gerade erste Kontakte zu fernen Sternen in der Galaxis aufnimmt.
Fazit: Auch eine innige Liebe zu allem, was Apple im Stand zu liefern ist, macht aus einem Standortwechsel keineswegs ein Kinderspiel.



Ein kurzer Blick in die Küche

Lachs auf Blattspinat, Feldsalat und Knöpfle

Ich bin mir dessen bewusst, dass ich mit groben Strümpfen und festem Schuhwerk zertrampelt werde, weil ich dem Lachs Zugang in meine Küche gewährt habe. Aber was will ich machen? Er geriet in meine Fänge und musste verarbeitet werden. Ich hätte auch auf eine Forelle oder einen Karpfen zurückgreifen können, die in unmittelbarer Nähe mit Fischmehl und Antibiotika zum Höchstwachstum geleitet werden.

Da die Zutaten wohl selbsterklärend sind, beschränke ich mich auf ein paar Dinge, auf die ihr bei der Zubereitung achten solltet.
Das Lachfilet habe ich mit Salz und Pfeffer gewürzt, anschließend einem Bad von aufgeschlagenem Ei überlassen und es anschließend mit einer Hülle aus weißem Sesam und Sonnenblumenkernen versehen.
Knöpfle sind ja nichts anderes, als ein herkömmlicher Spätzleteig, der jedoch nicht geschabt, sondern über eine Art Reibe in das kochende Wasser transportiert wird. Ihr könnt als Beilage daher auch Spätzle, Nudeln oder Bratkartoffel hernehmen.
Das Dressing für den Feldsalat (oder auch Eisberg- oder Kopfsalat) beinhaltet bei mir Apfelessig, Senf, Olivenöl, fein geriebenen Knoblauch, Salz, Pfeffer und eine Prise Zucker.

Die Spinatblätter werden gewaschen und locker auf ein Sieb gelegt. Nicht schleudern, da die noch abtropfende Feuchtigkeit gebraucht wird. Zwiebelwürfel und Knoblauch in nicht zu wenig Butter anschwitzen und den noch feuchten Spinat zugeben. Deckel drauf und erst nach einer Minute wieder öffnen. Der nun gegarte Spinat wird mit Salz, Pfeffer und frisch geriebenen Muskat abgeschmeckt. (Ein Tipp – wer es ausprobieren möchte, der sollte einen Esslöffel Anis-Schnaps (Pernod oder Ouzo) zugeben.)
Wenn alles bereits wunderbar duftet, badet das Lachsfilet 30 Sekunden links und 30 Sekunden rechts in einer Pfanne mit Butterschmalz (Gee oder Kokosfett). Wichtig dabei ist, dass die nussige Hülle nicht verbrennt, aber der Fisch nicht durchgart und damit trocken wird.
Raus aus der Pfanne, aufschneiden, anrichten und genießen!

Guten Appetit!

Neues auf dem Plattenteller

Ein gutes schlechtes Vorbild – Das neue Album von SDP

Da im heutigen Gemischtwarenladen der Humor eindeutig die Regie führt, lag es auf der Hand, auch musikalisch auf dieser Schiene zu verweilen. Ebendarum fiel meine Wahl auf Stonedeafproduction - kurz gesagt: SDP.
Wer sind die Musiker hinter dem Kürzel? Es sind die beiden Berliner Vincent Stein und Dag-Alexis Kopplin. 2004 erschien ihr erstes Album Räuberpistolen und seither liefern die beiden fast im Zweijahresrhythmus neues Material.

Was lässt sich über Musik und Texte der Band sagen?
In ihren ausschließlich deutschsprachigen Texten verarbeiten SDP Alltäglichkeiten und weltpolitische Fragen nebeneinander, allerdings meist mit einem satirischen und ironischen Unterton. Politische Aussagen werden nicht plakativ dargestellt, sondern in den größtenteils spaßigen und unterhaltsamen Texten versteckt. Musikalische Parallelen werden häufig zur fröhlichen Musik der Prinzen und Die Ärzte gezogen, aber Rapacts wie Sido oder den ernsteren Songs von den Toten Hosen.

Danke für euren Besuch im Gemischtwarenladen. Bis demnächst …

PS: Ich reiche diesen Beitrag kurzerhand an die Experten des #wochen-wahnsinn weiter, wo @blue.rabbit unter Garantie bereits darauf wartet, einen Fehler bei meinem Posting zu entdecken. Wie ich mich kenne, hat das Warten sich gelohnt. 🤔




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Haha 😀 und was genau planen die Damen nun mit und auf diesem Grundstück? Britische Entwicklungshelfer zu importieren, um einen Brunnen zu graben?
!WITZ köstlich 😀

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Ich verrate es dir. Der Plan ist es, einen Olivenhain anzulegen!
Wenn der tobende Irrsinn seine Erfüllung im Quadrat sucht, dann begebe dich ins Hinterland von Vodice und du darfst dich als Augenzeuge in die Annalen eintragen lassen. :-)

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Haben Sie dieses Land in Zadar gekauft? So weit weg von der Heimat für die Landwirtschaft. Es ist ein Küstengebiet, gut für Dinge, die viel Feuchtigkeit brauchen.

Das Essen sieht so lecker aus. lecker

Posted using Tribaldex Blog

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Es sieht ganz danach aus, als hätten sie diesen Flecken als neue Heimat auserkoren. Viel gedeihen wird auf der Steinwüste nicht. Eventuell Olivenbäume, doch die benötigen ewig bis zur ersten Ernte und müssten zuvor überhaupt mal in die felsige Schicht eingebracht werden. Der einzige Gewinner bei der ganzen Aktion ist der, der den beiden das Land verkauft hat. :-)

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Der Verkäufer muss über brillante Marketingfähigkeiten verfügen. Haha

Nun, jedes Stück Land ist eine gute Investition, sie können es sogar zu einem Touristenort oder Campingplatz machen, wenn es in der Nähe des Strandes liegt.

Danke und einen schönen Tag.

!LUV

Posted using Tribaldex Blog

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wenn es in der Nähe des Strandes liegt

... schön wär's gewesen! Auch kein Strom und kein Wasser. Also eine rundum gute Investition:-)

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Häääää

Das Essen sieht viel zu gut aus! :3

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